spielanweisung: 14.11.2006
huldigung, zum 100. – 90. jubillaeum von busonis
„neuen aesthetik der tonkunst“ (version 1, gewidmet richard bruzek)
[2.auffuehrung: claire jones: stimme + signal trumpet]
“ Die Frage der Notation halte ich fuer nebensaechlich. Wichtig und drohend ist dagegen die Frage, wie und worauf diese Toene zu erzeugen sind. Es trifft sich gluecklich, dass ich waehrend der Arbeit an diesem Aufsatz eine direkte Nachricht aus Amerika erhalte, welche die Frage in einfacher Weise loest. Es ist die Mitteilung von Dr. Thaddeus Cahills Erfindung. Dieser Mann hat einen umfangreichen Apparat konstruiert, Welcher es ermoeglicht, einen elektrischen Strom in eine genau berechnete, unalterable Anzahl Schwingungen zu verwandeln. Da die Tonhoehe von der Zahl der Schwingungen abhaengt und der Apparat auf jede gewuenschte Zahl zu >>stellen<< ist, so ist durch diesen die unendliche Abstufung der Oktave einfach das Werk eines Hebbels, der mit dem Zeiger eines Quadranten korrespondiert. Nur ein gewissenhaftes und langes Experimentieren, eine fortgesetzte Erziehung des Ohres, werden dieses ungewohnte Material einer heranwachsenden Generation und der Kunst gefuegig machen. Welch schoene Hoffnungen und traumhafte Vorstellungen erwachen fuer sie! Wer hat nicht schon im Traume >>geschwebt<<? – Nehmen wir es uns doch vor, die Musik ihrem Urwesen zurueckzufuehren; befreien wir sie von architektonischen, akustischen und aesthetischen Dogmen; lassen wir sie reine Erfindung und Empfindung sein, in Harmonie, in Formen und Klangfarben (denn Erfindung und Empfindung sind nicht allein ein Vorrecht der Melodie); lasssen wir sie der Linie des Regenbogens folgen und mit den Wolken um die Wette Sonnenstrahlen brechen; sie sei nichts anderes als die Natur in der menschlichen Seele abgespiegelt und von ihr wieder zurueckgestrahlt; ist sie doch toenende Luft und ueber die Luft hinreichend; im Menschen selbst ebenso universell und vollstaendig wie im Weltenraum; denn sie kann sich zusammenballen und auseinanderflie§en, ohne an Intensitaet nachzulassen.“
Ferrucio Busoni „Entwurf einer neuen Aesthetik der Tonkunst“
pre_jubel
{ur&auffuehrung/mdw 2006}
ingeborg seher: stimme + signal trumpet
wolfgang musil: klangregie
hans ungersboeck: handy-video
stueck fuer studer b67, acousta p100, 1+1/ techniker/in, sprecher/in, mikrophon, tonbandschleife und loeschkopf. oben stehender text wird gelesen. technik: nur mikrofon wird leicht verstaerkt. sprache sollte gut verstaendlich sein. mischpultkanaele fuer studer input und output auf „pre“ gestellt -> fader auf 0.
monitor auf aux
loeschkopf = off (magnetbandinformation wird nicht geloescht); zu loeschknopf -> switch beim umschalten „knack«s“ -> hat drei positionen: 1ste = on; 2te = mittelstellung = off; 3te = on, wobei wenn man sie loslaesst sie wieder in mittelstellung „zurueckspringt“.
-> record
techniker hat die aufgabe, mit kopfhoerer fuer den zuhoerer nicht hoerbar, das entstehende tonbandfeedback zu steuern.
mit „kunst gefuegig machen.“ auf tonbandmaschinen output -> fade in -> bis eine lautstaerke erreicht ist, die etwas „lauter“ ist als der sprecher war.
pause fuer sprecher (ca. 3/4 min) -> mute
mute off -> sprechereinsatz gemeinsam mit techniker, der den loeschknopf(on) mit dem ersten wort (Welch) einschaltet, „knack`s“. techniker bei „erwachen fuer sie!“ tonbandmaschinen output -> mute -> fader auf 0 -> mute off;
dann wieder improvisation auf kopfhoerer mit feedback.
moeglichkeit: von „( denn Erfindung… [bis] … Melodie )“ -> feedback leicht hoerbar (acousta lautspraecher!).
etwas davor, mit oder nach „nachzulassen.“ (danach zb. der einstieg mit 3 knacksern, im „duktus“ von „nach-zu-lassen“/switch -> off, on (in 3te position) – on)
technik -> tonbandmaschinen output auf lautstaerke -> loeschkopf off -> mischpultkanaele koennen auf pre bleiben oder auf post gestellt werden -> einsatzreihenfolge kann auch beliebig sein -> improvisation
-> saemtliche output`s -> 0;
kein fadeout.
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –